Kennt ihr das, ihr er innert euch an einen Ort aus eurer Kindheit. Ihr wart vielleicht noch sehr klein, 4 oder so, bevor ihr in die Schule ging, zu Zeiten wo ihr noch in der Karre umher gefahren wurdet...
Die Erinnerung an diesen Ort ist so unwirklich, dass sie euch heute wie ein Traum vorkommt. Ihr seht noch einzelne Bilder vor euch, eine lange Allee mit Grasstreifen rechts und links umrahmt von hohen Bäumen... eine Hirschstatue, Waldwege... Aber sie sind so unwirklich, dass wenn man nicht wüßte, dass das Gras grün ist die Bilder schwarz-weiß erscheinen.
Ich hatte einen solchen Ort. Es war ein Tierpark. Als Kind mochte ich ihn nicht, denn ich ging mit meinen Eltern hin und erwartete etwas wie Hagenbeek, wo man die Tiere füttern kann und an jeder Ecke ein neues Gehege ist. Aber der Tierpark war so weitläufig und es dauerte so lange von Tier zu Tier zu kommen. Dazu Bäume anzugucken oder den Schatten zu genießen hatte ich damals keine Lust.
Dennoch schwirrte der Mythos dieses Ortes in meinem Kopf herum.
Umso Neugieriger war ich, als ich ungefähr 10 war und meine Eltern meinten, wir würden in den Berliner Zoo fahren, den Tierpark von damals. Mein Vater erzählte mir von dem Okapi dort, einer erst seit kurzem entdeckten Waldgiraffenart und auch mein Lieblingstier, den schwarzen Panther würde ich dort finden. Es wäre der Zoo aus meiner Erinnerung. Das Okapi und den Panther sah ich, doch der Zoo aus meiner Erinnerung war es nicht. Er war klinischer, ordentlicher, weniger bewaldet. Das Tschimeck-Nachthaus war ein tolles Erlebnis, doch es war nicht der Mysthische Ort der Vergangenheit.
Jetzt, am letzten Wochenende, sind meine Schwester Jessica und ihr Verlobter Dirk vorbei gekommen. Da wir uns nicht sicher sein konnten einen Stadtführer zu haben und ich momentan nicht schwimmen gehen darf, entschieden wir uns für einen Zoobesuch. Wohin geht man aber in Berlin, denn mittlerweile habe ich nun mal herausgefunden, dass Berlin zwei Zoos/Tierparks hat. Den Zoo und den Tierpark.
Auf der Website des Zoos erkannte ich das Okapi-Gehege wieder, doch hingehen wollte ich nicht, denn dort wurde gerade ein wahnsinniger Hype um einen jungen Eisbären gemacht. Ich hatte keine Lust mich mit XY genervter Eltern anzulegen und min. ebenso viele hysterische Kinder zu sehen.
Also war die Entscheidung schnell für den Tierpark getroffen.
Spontan hatte Silke auch noch Zeit und so waren wir dann zu fünft als wir uns aufmachten. Nur eine kurze Strecke mit der Tram trennte uns von einem sonnigen Tag des Spazierengehens.
Und dies war der Zoo aus den Kindheitserinnerungen!
Wir haben die Allee gefunden, zwar ohne die Papageienständer an die ich mich noch erinnerte, doch es war sie. Die Hirschstatue war auch noch da. Sie schien an einem etwas anderen Platz zu stehen, doch da mag ich mich auch getäuscht haben. Die Strecken durch den Wald, die mich als Kind gelangweilt hatten machten mir jetzt nichts mehr aus und luden zum plaudernden Flanieren ein.
Es war herrlich!
Füttern durfte man dort wirklich nur Ziegen und Enten und auch mit dem Anfassen war es restriktiver als in Hagenbeek. Silke fand aber dennoch einen Weg jedes Schwein zu kraulen, dass sich auch nur halbwegs in Reichweite befand. (Fotos folgen.) :D
Wir sahen Kamele, denen das Fell herunter hing, dass sie aussahen wie Zombies. Die Manatis (Seekühe) faszinierten uns, als wir Auge in Auge mit ihnen standen. Wir picknickten auf dem Dach des Raubtierhauses mit Blick in die Freiflughalle der Paradiesvögel und Flughunde. Varis, Halbaffen, eine Lemurenart, kletterte auf uns herum und die Harpije Harpia Harpyis beobachtete Dirk als wollte sie abschätzen ob sie ihn auf ihren Baum geschleppt bekommt.
Es war ein einzigartiges Erlebnis und es gibt dort noch so viel mehr zu sehen. Wir waren noch nicht im Reptilienhaus und auch noch nicht bei den Wölfen und Gazellen. Der Tierpark ist sehr verwinkelt und überall entdeckt man etwas neues. Ich glaube irgendwann werde ich mir eine Jahreskarte kaufen.
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