Montag, 16. März 2015

Odyssee in der Kinderwunschpraxis

Ich schreibe diesen Post nun am 05.03.2015 und ergänze und veröffentlichte ihn heute am 27.01.2016.

Einige wissens, einige wissens nicht. Jörn und ich haben sehr lange vergeblich versucht Nachwuchs anzusetzen. Wir haben viele Ratschläge bekommen, wir haben viel ausprobiert. Es waren Zeitphasen dabei wo wir kaum aus dem Bett gekommen sind und welche wo es uns einfach egal war. Wir hatten 3x die Situation die zum springen bereteite Eizelle auf einem Ultraschall zu sehen und obwohl die Frauenärtzin uns eine Wahrscheinlichkeit von 90% prophezeite klappte es dennoch nicht.

Ende 2013 machten wir uns dann, auf empfehlung meines Frauenarztes Dr. Balbach, zur Kinderwunschpraxis Hannen und Stoll auf.
Wirklich eine schöne Praxis, wären da nicht solche Dinge wie Bürokratie und Organisation. Fachlich und vom Leistungsstand der Behandlungen kann ich die Praxis wirklich empfehlen, doch um die Stressverursachende Bürokratie von denen zu meistern brauchten wir meinen sehr zu empfehlenden Therapeuten Benjamin Hädrich.

Gleich zu Anfang fragten wir was wir tun und erfüllen müssen damit die Diagnostik gut klappt. Für ca. 250,-€ Kosten ließen wir unser Blut untersuchen. Später dann, als wir mit der Behandlung beginnen wollten erfuhren wir das ca. die Hälfte dieser Untersuchungen nur 4 Wochen lang gültig ist und nun direkt davor wiederholt werden müssen. Angenehmerweise übernahm die Praxis die Anfallenden Kosten für die wiederholte Untersuchung.

Dann ging es eine Zeit lang gut. Wir wurden von keinem der beiden Chefs, sondern einer für die Praxis arbeitenden Ärztin behandelt. Leider aber wurde dabei unser Vertrauen in das was sie sagt immer kleiner.
Klare Kostenaufstellungen zu bekommen scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Diese Praxis könnte wirklich mal eine Bürokraft gebrauchen die sich einfach darum kümmert die ganzen Kostenpläne auf einem Blatt aufzuarbeiten damit man einen Überblick hat was was kostet und Jörn es ihnen nich vorrechnen muss.

Auf Fragen wie 'ich verstehe den Text nicht ganz, das ist ja übel viel zu lesen und heraus zu filtern' kamen Antworten wie 'Die meisten lesen das eh nicht und unterschreiben einfach.'

Schön war auch das ich mehrfach für ein Medikament einen Haftungsausschluss für die Praxis unterschreiben sollte der besagte, dass das Medikament müde mache und man damit nicht mehr Autofahren solle. Als ich meinte, dass man mir das doch gerne bitte vorher hätte sagen können, bevor ich mit dem Auto hin gekommen wäre wurde nur gesagt, dass es schon nicht so schlimm werden würde und der Zettel sei ja nur damit die Praxis abgesichert ist...
Ah ja... Damit ich alle Verantwortung alleine trage wenn ich mich umbringe... genau...

Im Januar 2015 saß ich, aufgrund einer Depression völlig gestresst, bei ihr im Zimmer und sie beruhigte mich. Die kommenden bürokratischen Vorgänge wären alle ganz einfach. Die Arzthelferin würde mir alles erklären und ich könnte die einfach nach und nach stressfrei abarbeiten. Kein Termindruck, alles wäre locker schaffbar bis zum Beginn der eigentlichen Behandlung (In 2 Wochen).

Die Arzthelferin legte mir dann ca. 30 Seiten 6 Punkt Größe beschriebene Seiten vor und erklärte mir im Grunde 5 Sachen auf einmal. Dahin, die Idee wir arbeiten alles locker flockig ab. Ich hätte noch ein Beratungsgespräch mit meinem Frauenarzt zu machen, Dinge bei der Krankenkasse ein zu reichen und den dicksten Batzen der Blätter durch zu lesen, mich für Behandlungen zu entscheiden (Die zwischen 2.000,- und 6.000,-€ kosteten) und natürlich alles zu unterzeichnen.

Ach ja, und ohne dieses könnte die Behandlung natürlich nicht beginnen.

Mein Frauenarzt Doktor Balbach war, es hätte ja auch unproblematisch sein können, in Rente gegangen. Das heißt ein neuer Termin bei der Nachfolgerin musste her. Einzig möglich, einmal in der Mittagspause.

Meine Papiere von der Krankenkasse waren natürlich auch beim nächsten Arzttermin, wo sie gebraucht wurden, nicht zurück. Und plötzlich war das doch ein Problem für die Ärztin. Ein Glück reichten Telefonate aus und die Unterlagen konnten nachgereicht werden und die Behandlung beginnen.

Als ich den dicken, durchgearbeiteten Batzen bei der Arzthelferin wieder abgeben wollte gab sie mir den doch glatt zurück und sagte sie könne den nicht mehr annehmen. Sie hätten in den letzten Tagen ihr Systhem umgestellt und ich habe die neuen Zettel auszufüllen. Es stünde ja im Grunde das Gleiche darin.
Ich hab ihr die Dinger fast an den Kopf geschmissen. Warum könnten sie dann nicht meine durchgearbeiteten annehmen? Nein, das ginge nicht, ich solle doch am besten einfach blind auf ihr Wort vertrauend die neuen unterschreiben.

Gleichzeitig sollte ich zwischen 19:15 Uhr und 19:45 Uhr in der Praxis Abends, wo sie schon geschlossen ist, unter ihrer normalen Rufnummer anrufen. Dann sollte ich erfahren ob meine Blutwerte gut genug waren, dass ich mit den Einleitenden Hormonspritzen beginnen kann. Ich fragte 3x nach und kündigte an das das auch klappen müsse, da ich am nächsten Tag um 5 Uhr Morgens nach London für eine Messe fliege und ich somit nicht die Möglichkeit hätte erst später am Tag los zu legen.

Es war der Abend einer reinen Telefonodyssee. Mein Tanztraining konnte ich vergessen, von Stress, Wut und Tränen fange ich gar nicht erst an.
Ab 19:00 Uhr erreichte ich auf der angegebenen Nummer nur den Anrufbeantworter. Auf der Labortelefonnummer ging niemand ran.
Ab 19:40 Uhr rief ich auf den Notfalltelefonnummern der beiden Ärzte an. Den einen erwischte ich im Skiurlaub und da ich den anderen nicht erreichen konnte gab mir ersterer noch ein paar der internen Durchwahlnummern weiter.
Dort ereichte ich meine Ärztin, die mir um 20 Uhr endlich sagen konnte das ich die Behandlung beginnen könne. Ich müsste ja auch nicht so ein Aufhebens machen, man hätte  mich ja angerufen. Ich fragte sie ob das morgen früh um 5 Uhr passiert wäre, denn wie ich angegeben hatte müsste ich da ja fliegen. Darauf hatte sie keine Antwort.
Dann wimmelte sie mich auch nur noch ab. Beschwerden wollte sie offenbar nicht hören.

Im Auto dann um 21.40 Uhr rief mich dann der 2. Arzt, der in einem Vortrag gewesen war zurück. Das stimmte mich wieder friedlicher. Ich schilderte ihm die Situation und er wolle sich darum kümmern. Mit dem Ergebnis war er wohl auch nicht glücklich.

Zeit verging, die Behandlung nahm halbwegs problemlos ihren Lauf.

Die Op war ausgesprochen angenehm. Das Krankenzimmer toll ausgestattet, das Personal freundlich und man konnte ihren Aussagen auch mal vertrauen, da die eine nicht immer die andere wiederlegte.

Nachdem dann 2 unser 7 Embryonen eingesetzt wurden gab man mir noch einen Kritikzettel in die Hand. 'Wie finden sie unsere Praxis.' Ich habe mir Zeit genommen ihn auszufüllen, denn mein Empfinden ist echt shizophren. Ich glaube daran das es die beste Praxis dafür in Berlin ist, doch aufgrund der vorher beschriebenen Geschichten hatte ich ja gewisse Kritikpunkte.

Ich gab den Zettel ab anstatt ihn in den Sorgenkasten zu stecken. Ob es an dem Zettel lag oder an meiner verbal geäusserten Kritk, ich weiß es nicht, ich bekam einen Anruf von Doktor Stoll. Ich habe ja Kritikpunkte an der Praxis, die wolle er sich gerne anhören damit er sie ändern könne.
Ich kam dazu den ersten zu schildern, den mit der Bürokratie, und mir wurde so energisch versichter das er daran arbeite die besser zu gestalten, dass ich mir echt wieder das Wort erkämpfen musste auch von anderem zu berichten.
Das Gefühl, dass mir das Gespräch vermitteln sollte, das man mir zuröre und meine Meinung wichtig wäre vermittelte das Gespräch leider nicht wirklich. Leider eher nur ein Interesse daran das ich später nur gut über die Praxis sprechen würde.

Ich bekam nach dem Einsetzen 3 weitere Arzttermine. 2x Blutabnehmen und am 3. dann den Schwangerschaftstest. Leider war einzuschätzen wie lange sie dauern kaum möglich. Beim einen kam ich sofort dran, beim nächsten dauerte es fast 2 Stunden. Blöd wenn unten am Auto nen Parkzettel ziehen muss.
Auch blöd, dass sie mir nicht sagten, dass ich das Ergebnis des Schwangerschaftstests erst 2 Stunden später telefonisch erfahre. Dann hätte Jörn sich nicht die Mühe machen müssen mit zu kommen.

Und dabei ging dann wieder der nächste Stress los.

Wäre das Ergebnis negativ bräuchte ich keine Medikamente mehr. Bei positiv soll ich sie weiter nehmen. Ich musste mehrfach die Arzthelferin darauf hinweisen das mir eines der Medikamente ausgegangen war. Erst dann bekam ich ein Rezept, damit, sollte es positiv sein, ich am nächsten Tag auch versorgt bin.
Das reicht für 3 Tage. Ich habe noch genau für heute Abend eine Dosis. Das zuzuschickende Rezept, das ich Dienstag telefonisch angefordert habe, war bis heute Morgen nicht in meiner Post. Ich hoffe es kommt heute im laufe des Tages, damit ich es morgen in aller Frühe in meiner Apotheke bekomme. (Die ist übrigens großartig. Sie haben es schon vorrätig bestellt und alles liegt für mich bereit.)

Was bin ich froh wenn ich die Praxis endlich los bin.

...
Jetzt ist das ganze eine Schwangerschaft und 4 Monate her. Ich habe das Medikament bekommen und in der Pflege, als ich Blutungen in der Frühschwangerschaft hatte, war die Praxis fantastisch. Auch wenn ich mich nicht auf die Bürokratie freue, bei anderen Praxen dieser Art soll das nicht viel besser sein und immerhin haben sie schon den Kontakt zu unserer Kryo mit den anderen 5 potentiellen Babys.

Es werden wohl, aufgrund meines Kaiserschnittes, noch ein paar Monate vergehen, aber mal gucken was dann wird...

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