Freitag, 2. Oktober 2015

Kaiserschnitt... der Blutmond macht seinem Namen alle Ehre

Ich knüpfe an meinen vorherigen Post an. Ich weiß noch wie überrascht ich war das plötzlich jemand in der Tür stand und uns aufforderte mit in den Kreißsaal zu kommen. Ich gestehe, der Raum überraschte mich. Ein Zimmer, hmmm, normale Zimmergröße, eine Wand mit Anrichte und Schränken. Ein interessantes Kreißbett stand in der Mitte, irgendwie wie eine 8 geformt und sicherlich auch mannigfaltige Art verstellbar, jedoch unter einer Plastikfolie. In eine Ecke war ein bequemer Sessel gequetscht und vor dem Kreißbett, fast den gesamten freien Raum einnehmend, ein Krankenhausbett, das sich späternoch als elektrisches Bett erwies.
Der Raum selbst war in violett gestrichen, bei dem ich sofort an meine Freundin Zora denken musste, mit einer schönen weißen Pusteblume darauf. Wirklich schön, dennoch eine Farbe mit der ich bei einem Kreißsaal nicht gerechnet hätte.
Hatte uns die Hebamme nicht gesagt der Raum sei groß, wir sollten die Taschen bloß alle mitnehmen? Mit denen, Jessica, Jörn, der Hebamme und der Hebammenschülerin und mir war es irgendwie eng. Ich nehme an wegen des Lichtes und der Plastikfolie vermittelte mir der Raum eine kahle Ungemütlichkeit, die echt nicht das war was ich von Kreißsaal erwartet hatte. Ich kam aber gar nicht dazu das aus zu sprechen, so fix wurde ich schon in einen OP-Kittel gesteckt, rasiert und wurde weitergeleitet während jemand anders noch besorgt guckte und versuchte große Überschuhe für Jörn zu finden.

Tja, was nun folgt, davor haben sich sicherlich einige von euch schon gegruselt. Eine Spinalsektiomie, der kleine Bruder der  PDA, aber auch immer noch eine Spritze ins Rückenmark. Ich muss sagen, es war unangenehm, doch bei weitem nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Die Schwesternschülerin war so lieb mich ihre Hände zerdrücken zu lassen.
Danach fühlte es sich an wie eingeschlafene Beine. Ich wartete die ganze Zeit auf das fiese Aufwachkribbeln, doch das kam nie.

Der Tonfall wird jetzt gefühlt ein wenig anders. Der ganze OP erschien mir Blau, Grün und Schwarz. Und wenn ich ab jetzt jemandem antworten soll der mich fragt wie ein Kaiserschnitt ist, die kurze Antwort lautet: kombiniere Kreuzigen mit Harakiri, nur durch irgendein Wunder überlebst du es.

Jörn kam dazu und wurde an meiner Linken Schulter platziert. Ein Vorhang trennte mich von den die OP Durchführenden, der Narkosearzt hinter meinem Kopf  und die Schwesternschülerin links. Ich konnte nur meinen Mann wirklich sehen.
Ich wusste sie würden testen ob mein Bauch was spürt und dann die OP angehen. Ich fragte mich, war das jetzt der Test, oder dies? Irgendwann war aufgrund der Zeit klar, dass die Bewegungen und das Drücken schon die Operation sind. Es war sehr unangenehm. Ich bekam kaum Luft. Mein Mann, der mich früher veralbert hatte er werde einen Teufel tun und mir bei den Atemübungen helfen massierte mir Arm und Stirn und half mir bei der einzigen Atemübung, die ich schon mit meiner Hebamme trainiert hatte.

Plötzlich sagte er "Hast du das gehört?"
Ich hatte ein Glucksen gehört, es aber für irgendeinen Hintergrundton gehalten, einen Tupfer der in eine Schale gelegt wird, denn auch wenn all dies dazu diente mein Kind zu holen, irgendwie hab ich unter der OP gar nicht mehr daran gedacht sondern bin nur jedem Schritt gefolgt wie die Ärzte ihn erklärt hatten. Dann ein Schei und alle Schritte waren vergessen. Es wurde recht schnell wieder ruhig und die Hebamme kam mit einem Handtuchbündel. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. 'Halte ihn tiefer, ich will mehr sehen' und viele andere Gedanken schossen mir durch den Kopf und gleichzeitig war ich nur da, ich konnte gar nichts sagen.
Die Ärzte mussten sich noch um den Kleinen kümmern und auch um mich. Das wurde noch mal fies. Es war befreiend aufs Bett gehievt zu werden und dann war ich wieder im Kreißsaal. Ich war erledigt, aber auch ganz hibbelig, neugierig.

Ich habe ihn - gefühlt - der Hebamme aus den Händen gerissen. In echt hat sie ihn ganz vorsichtig auf meine Brust gelegt. Unglaublich, ist das einzige Wort das es ansatzweise beschreibt. Ich konnte es einfach nicht glauben. Er war da. Jörn war da. Jessica und die Hebammen auch irgendwo. Es wurden Fotos gemacht und geredet und ich versuchte mit Jörn einfach zu genießen.
... Leider in dem Wissen das er irgendwann auf die Kinderstation müsse und ich in mein Wöchnerinnenzimmer.

Es zerriss mich fast ihn hergeben zu müssen und tat es nur weil ich wusste ich habe keine andere Wahl und mir mehrfach versichert wurde ich könne jederzeit zu ihm runter gebracht werden, ich müsse es nur sagen. Ich überließ mich also meiner Familie und feierte ein wenig mit ihnen auf dem Zimmer während die anderen nach und nach mit Jörn Hagen besuchten.

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